Meerschweinchenclub-Bayern

Haltung


Artgerechte Haltung:
Keine Einzelhaft für Meerschweinchen!


Deutsches Tierschutzgesetz

Zweiter Abschnitt

Tierhaltung

§ 2 Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

1.muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen, 

2.darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,

3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

Quelle: Bundesministerium für Justiz

Meerschweinchen sind Rudeltiere. Sie leben in der Natur in unterschiedlich großen Gruppen mit einer Gruppenstärke von ca. 5 – ca. 20 Tieren. Die natürliche Gruppenform besteht aus einem erwachsenen Bock und mehreren Weibchen. Erwachsene Söhne werden vom Vater nicht geduldet und aus der Gruppe vertrieben. Das passiert etwa zwischen der  12. und 16. Lebenswoche.

In den hierarchischen Gruppen nimmt in der Regel der Bock die Führungsposition ein. Er wirkt auch schlichtend, wenn es bei den Weibchen zu Meinungsverschiedenheiten kommt.

Meerschweinchen aller Rassen verfügen über eine komplexe Laut- und Körpersprache.

Bei unseren domestizierten Meerschweinchenrassen verhält sich das ähnlich. Sie benötigen unbedingt Sozialpartner um sich austauschen und ihr arteigenes Sozialverhalten ausleben zu können. Wir Menschen, oder auch andere Tierarten, wie beispielsweise Kaninchen, sind kein geeigneter Ersatz! Auch wenn sich in Einzelfällen Kaninchen und Meerschweinchen gut vertragen, sie sprechen unterschiedliche Sprachen und  können nicht miteinander kommunizieren.

Allerdings müssen wir uns bei unseren kleinen Freunden nicht zwingend am Vorbild der Natur orientieren, wenn wir die Gruppe zusammenstellen.

Es gibt unzählige erfolgreich gehaltene gleichgeschlechtliche Gruppen, sowohl Böckchen, als auch Weibchen. Böckchengruppen können , entgegen immer noch verbreiteter Gerüchte , sehr gut funktionieren, solange keine  weiblichen Reize die „Hormone in Wallungen“ bringen und damit Streit auslösen. Dafür gibt es viele Referenzen. Ebenso verhält es sich bei reinen Weibchengruppen. Das charakterlich stärkste und meist auch das körperlich größte Tier wird immer dominant sein und die Führung übernehmen. Am idealsten ist aber dennoch die gemischte Gruppe mit einem Kastraten und mindestens einem, besser zwei oder mehr Weibchen.  Das Minimum ist jedoch eine Haltung zu Zweit. Wer genügend Platz hat sollte sich jedoch die Freude an einer größeren Gruppe nicht entgehen lassen.  Eine Meerschweinchengruppe in einem richtig schönen großen Gehege zu beobachten ist immer wieder schön. Voraussetzung für ein gutes Sozialgefüge ist aber, dass die Tiere ihrer Art entsprechend ausreichend Möglichkeit zur Bewegung bekommen.

Wenn man nicht über den Platz und/oder die finanziellen Möglichkeiten für die Haltung von mindestens  zwei Meerschweinchen verfügt, sollte man von der Haltung dieser Tierart absehen.





Was die Mindestanforderungen für die Käfiggröße von Kleintieren anbelangt, ist das
deutsche Tierschutzgesetz als absolut unzureichend anzusehen.

Es gibt keine spezifischen

Vorgaben zur Mindestgröße von Käfigen und Gehegen bei Heimtieren.
Eine Empfehlung der

Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) ist eine Mindestgröße von 120 x 60 cm für 2
Tiere. Dies würde eine Fläche von 0,36 m² entsprechen.
Mindestanforderung, nicht Ideal und
immer noch nicht wirklich artgerecht.

Besser wäre eine Grundfläche von mindestens 0,50 m ² / Tier, das entspräche einem Käfig
von 140 x 70 cm für zwei Meerschweinchen und auch das ist viel zu klein!

Meerschweinchen sind sehr aktive Tiere die nicht nur Freude an der Bewegung haben,
sondern auch viele Bewegungsmöglichkeiten, nach Möglichkeit auch an der frischen Luft
benötigen, um aktiv und gesund zu bleiben. So kann Stoffwechsel- und Skeletterkrankungen
sowie Übergewicht vorgebeugt werden.
Opimal wäre somit eine Gehegegrundfläche von 2m², das entspricht 200 x 100cm
( hier hat auch eine "Artgerechtere" Gruppe von bis zu 4 Tieren platz )




Es gibt keine zu großen Gehege.

Behältnisse, die aus Kunststoff und nur nach oben durch ein Gitter belüftet sind,
sowie Glasterrarien, sind wegen der schlechten Belüftung ungeeignet und
abzulehnen. Die schlechte Belüftung führt zu Hitzestaus und es kann zu Atemwegs-
und Pilzerkrankungen durch zu hohe Luftfeuchtigkeit und Ammoniak kommen.
Ausserdem können die Tiere schlecht mit ihrer Umwelt kommunizieren, da sie durch
die Glas- und Kunststoffwände getrennt sind und auch Gerüche nicht wahrnehmen
können.

Da es im Zoofachhandel nur sehr selten ausreichend große und für Meerschweinchen
wirklich geeignete Käfige gibt, die zudem auch meist sehr teuer sind, empfiehlt es
sich auf Eigenbauten auszuweichen, die den Meerschweinchen nicht nur mehr Platz
sondern auch eine ansprechende Umgebung bieten. Fertigregale aus Naturholz
bieten da oft gute Grundlagen, auch für handwerklich nicht so begabte Menschen.

Ein ansprechend und abwechslungsreich eingerichtetes Gehege mit einer
ausreichenden Menge an Schutzhütten und unterschiedlichen Räumen sorgt für
Agilität. Dabei sollten ausschließlich natürliche Materialien zum Einsatz kommen,
Äste, Holzhütten und Steine, an denen sich die Tiere nicht verletzen können.

Freilaufgehege an der frischen Luft fördern die Gesundheit. Hierbei ist allerdings auf
eine gute Sicherung gegen Fressfeinde und Diebe zu achten. Ebenso muss für eine
trockene Aufenthaltsmöglichkeit bei schlechtem Wetter sowie für ausreichende
Beschattung bei Sonnenschein gesorgt werden.

Bewegung ist wichtig und Gesundheitsfördernd, je mehr, desto besser. Allerdings ist
ein Ausführen an der Leine mit einem Geschirr, wie es im Zoofachhandel angeboten
wird, absolut nicht artgerecht und abzulehnen. Nachzulesen auch im Merkblatt des
TVT für tierschutzwidriges Zubehör.

Ausweichmöglichkeiten im Gehege sind wichtig, damit sich die Tiere bei
Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen können.

Meerschweinchen kommen mit (rutschfesten) Rampen sehr gut zurecht. Deshalb
kann man auch gut Wohnmöglichkeiten mit mehreren Etagen bauen.

Der Bodengrund muss so beschaffen sein, dass eine gründliche Reinigung möglich ist
und sich die Tiere nicht daran verletzen können.

Bei ganzjähriger Aussenhaltung ist für eine frostfreie, trockene und wetterfeste
Schutzhütte zu sorgen. Hier ist eine Mindestzahl von vier Tieren zu empfehlen.

Unabhängig von der Haltungsform ist auf einen guten Hitzeschutz im Sommer und
auf Schutz vor Zugluft zu achten. Gehegestandorte neben Heizungen sind ebenfalls
ungeeignet.

Auch bei Innenhaltung ist bei der Wahl des Standortes darauf zu achten, dass die
Tiere genügend Tageslicht bekommen. Frischluft (keine Zugluft!)ist ebenso wichtig.

Für eine regelmäßige Reinigung der Gehege, deren Häufigkeit sich nach der Anzahl
der Tiere richtet, ist zu sorgen. Bei Infektionskrankheiten oder Parasitenbefall sind
zusätzliche Hygienemaßnahmen erforderlich.




geschrieben von unserem Mitglied Eva-Maria Ganslmeier